SAP Master Data Governance (MDG) ist ein bewährtes Tool, um prozessgestütztes Stammdaten-Management zu betreiben. Die SAP-Lösung verfügt über verschiedene Bereitstellungsoptionen. SAP MDG on SAP S/4HANA (On-Premise oder Private Cloud Edition) ist integrierter Bestandteil von SAP S/4HANA und wird mit der neuesten ERP-Generation ausgeliefert. Die Software lässt sich entweder als Stand-alone-Anwendung betreiben oder als Core Data Owner bzw. als Application Data Owner im Rahmen eines modularen Ansatzes (Federation) mit mehreren MDG-Instanzen.
Erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Bereitstellungsoptionen von SAP MDG
Mit SAP MDG, cloud edition bietet SAP zusätzlich eine Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) in der Public Cloud für das Stammdaten-Management. SAP MDG, cloud edition kann ebenfalls stand-alone oder aber als Core Data Owner zum Einsatz kommen, während weitere MDG-Systeme für die Pflege der applikationsnahen Daten angebunden werden können.
Der wesentliche Unterschied zwischen SAP MDG on S/4HANA und SAP MDG, cloud edition ist das darunterliegende Datenmodell. SAP MDG, cloud edition nutzt das SAP One Domain Model und nicht das wesentlich umfänglichere SAP S/4HANA-Datenmodell.
Funktionalitäten der SAP MDG, cloud edition
SAP MDG, cloud edition läuft auf der SAP Business Technology Platform (BTP) und kann über die üblichen Subscription-Modelle bezogen werden. Die drei bewährten Standardkomponenten – Consolidation & Mass Processing, Central Governance und Data Quality Management – sind auch in SAP MDG, cloud edition verfügbar.
Es gibt aber eine wichtige Einschränkung gegenüber SAP MDG on SAP S/4HANA: Bisher ist nur der Business Partner als Stammdaten-Domäne vorhanden. Gemäß Roadmap ist der Materialstamm als weitere Stammdaten-Domäne für 2025 eingeplant. Dementsprechend eignet sich SAP MDG, cloud edition aktuell für das Stammdaten-Management der Core-Attribute der Business Partner auf Basis des One Domain Model. Auch Spezialszenarien wie das dezentrale Anlegen und Ändern von Daten sind umsetzbar. Für die Integration an Zielsysteme können SOAP und SAP Master Data Integration (MDI) genutzt werden.
Data Quality Management
Mit Data Quality Management lassen sich unter anderem Validierungsregeln für die Core-Business-Partner-Daten definieren, verwalten und anwenden. Auf der Grundlage dieser Regeln werden die Daten analysiert und überwacht. Dank des kollaborativen Ansatzes können mehrere Bereiche bzw. Abteilungen mitwirken, um Regeln zu beschreiben, zu klassifizieren und zu realisieren. Die Regeln können in den unterschiedlichen Bereichen innerhalb von SAP MDG eingesetzt werden, um die Datenqualität während der Stammdatenpflege in Einzelprozessen (Central Governance) oder auch in Massenprozessen (Consolidation & Mass Processing) sicherzustellen. Zudem eignet sich DQM dafür, die Stammdatenqualität zu visualisieren und messbar zu machen, um Datenqualitätsfehler zu analysieren und zu beheben. Die Grundlage für diese Auswertung bildet die Evaluierung der definierten Regeln gegenüber dem aktiven Datenbestand.
Consolidation & Mass Processing
Consolidation & Mass Processing beinhaltet vordefinierte Prozess-Templates, um Business-Partner-Daten in SAP MDG, cloud edition zu konsolidieren. Die vordefinierten Standard-Templates lassen sich erweitern und auf die individuellen Bedürfnisse anpassen. Der Datenimport erfolgt via Spreadsheets (csv- oder xlsx-Dateien).
Es stehen im Wesentlichen die gleichen Funktionalitäten zur Verfügung wie bei SAP MDG on SAP S/4HANA und die Prozessschritte sind nahezu identisch. Der Initial Check dient zur Prüfung der Datenkonsistenz gegenüber Standard-Prüfregeln. Die Adressdaten können optional mittels SAP DQM, microservices validiert werden. Ein automatisches Duplicate Matching ist vorhanden, um anhand von definierten Kriterien potenzielle Duplikate zu identifizieren und die entsprechenden Matching -Gruppen mittels eines Review UIs zu genehmigen oder abzulehnen. Die Best Record Calculation führt die Duplikate zu einem Golden Record zusammen. Im abschließenden Prozessschritt werden die Daten schließlich validiert und aktiviert.
Central Governance
Central Governance bietet Workflows zur Anlage und Änderung von Business Partnern inklusive der Verteilung an Zielsysteme. Dabei sorgen UIs auf Basis von SAP Fiori und SAP UI5 für eine moderne und intuitive User Experience. Die vordefinierten Templates beinhalten Genehmigungsworkflows mit Dual-Control-Features, um auch die Änderung sensibler Felder entsprechend zu behandeln. Die Datenqualität wird durch Prüfungen gegenüber dem SAP-Standard und individuellen Validierungsregeln sichergestellt. Als optionales Feature ist eine Data Provider Integration zur CDQ out of the box verfügbar, um Business-Partner-Daten mittels Suche innerhalb einer Referenzdatenbank anzulegen bzw. anzureichern. Für diesen Service sind zusätzliche Lizenzen mit den entsprechenden Data Providern notwendig.
Dezentrale Pflege und Datenintegration
Auch mit SAP MDG, cloud edition ist die dezentrale Pflege von Business-Partner-Daten möglich. Diese können also beispielsweise in SAP Ariba SLP angelegt und anschließend an SAP MDG, cloud edition verteilt werden.
Für die Datenintegration stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. SAP Master Data Integration ist der bevorzugte Integrationsservice auf der SAP BTP und bietet vordefinierte Integrationsszenarien auf Basis des One Domain Model. Auch die bekannte Integration via SOAP Webservices ist möglich. Für die Integration mit Third-Party (Non-SAP) wird die SAP Integration Suite empfohlen.
Föderierte Stammdaten-Governance
Mit dem Fokus auf die Core-Attribute der Business-Partner-Daten eignet sich SAP MDG, cloud edition für den Ansatz einer föderierten Stammdaten-Governance, welche die Datenverantwortlichkeit auf mehrere Systeme verteilt. Damit kehren Unternehmen ab von einer vollständigen Harmonisierung der Stammdaten mit zentral verwalteter Governance. Angesichts von heterogenen Geschäftsbereichen und komplexen Systemlandschaften geht die Zentralisierung mit einem enormen Aufwand einher und eine durchgängige Harmonisierung über alle Geschäftsbereiche hinweg ist oftmals nicht möglich.
Die Core-Attribute sind in der Regel einfacher zu harmonisieren als Applikationsdaten. Dementsprechend werden beim föderierten Ansatz die Core-Attribute unter zentrale Governance gestellt, während die Applikationsdaten dezentral in der Verantwortung der Geschäftsbereiche auf den lokalen Systemen verbleiben. Die wichtigsten Vorteile dieses Ansatzes sind eine kürzere Time-to-Market und eine größere Flexibilität. Voraussetzung für ein solches Szenario ist, das gewünschte Maß an Harmonisierung klar zu definieren.
Fazit: Für wen eignet sich SAP MDG, cloud edition?
Unter den richtigen Voraussetzungen stellt SAP MDG, cloud edition eine lohnenswerte Alternative für das Stammdaten-Management von Unternehmen dar. Die SaaS-Lösung bietet Organisationen, die bisher noch kein SAP MDG im Einsatz haben, die Möglichkeit, ihre Stammdaten-Initiative mit niedrigen Einstiegshürden zu starten, indem sie auf vorgefertigten Content zurückgreifen. Auch wer lediglich einen reduzierten Objekt- und Datenscope betrachten oder nur die Core-Business-Partner-Daten zentral verwalten möchte, sollte über SAP MDG, cloud edition nachdenken.
Wie oben beschrieben, ist es aufgrund von verteilten Systemlandschaften häufig nicht möglich, eine vollständige Harmonisierung der Stammdaten zu erreichen. Mithilfe von SAP MDG, cloud edition lässt sich eine föderierte Stammdaten-Governance umsetzen, bei der SAP MDG, cloud edition als Core Data Owner für den Business Partner und SAP MDG on SAP S/4HANA als Application Data Owner für die Kunden-/Lieferantensichten fungiert.
Weitere Bedingungen für den Einsatz von SAP MDG als SaaS-Lösung sind eine grundsätzliche Offenheit gegenüber dem Cloud Computing und das Verfolgen einer klaren SAP-Standard-Strategie. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, bietet SAP MDG, cloud edition Unternehmen die Chance, unmittelbar von den neuesten Innovationen zu profitieren, die SAP immer zuerst für die Cloud-Produkte bereitstellt.