Die gute, alte CeBIT. Neu für uns: Erste Messerückblicke finden wir bereits eine Woche vor Beginn der Veranstaltung. Und dann startet die IT-Leitmesse doch noch mit einem Paukenschlag: Ab 2018 wird alles anders – getreu dem Motto „Disruptiere dich selbst, bevor es andere tun!“
Das erlebt man nicht alle Tage: der erste mediale Messerückblick erscheint bereits sieben Tage vor Eröffnung der CeBIT, so gesehen bei der Computerwoche, und zeigt, wie umstritten die Veranstaltung inzwischen ist. Immer lauter werden die kritischen Stimmen – die CeBIT drifte in die Bedeutungslosigkeit und könne mit der Hannover Messe zusammengelegt werden. So laut sind sie inzwischen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer traditionellen Rede zum Auftakt der Veranstaltung explizit darauf eingeht – und sich dagegen ausspricht.
„Forget Everything You Know About CeBIT”
Und dann passiert doch noch etwas, womit keiner gerechnet hat – nicht einmal der Aufsichtsrat der Veranstaltung: Ab 2018 wird alles anders in der CeBIT-Welt. Das fängt direkt beim Termin an: 2018 trifft man sich dann erst im Juni.
This is the new CeBIT. See you in June 2018. Stay tuned! #CeBIT18 pic.twitter.com/rMGugJSvAb
— CeBIT (@cebit) 23. März 2017
Also alles ein bisschen bunter, kommunikativer, lauter und offener. Ein Festival der Digitalisierung. Für ALLE – endlich wieder. Mehr Infos zur postfaktischen Meinungsbildung findet ihr hier.
Sonst alles wie gehabt
Der Rest der Veranstaltung verlief in gewohnten Bahnen mit den gewohnten Forderungen und Proklamationen. Die Digitalisierung schreitet zu langsam voran – 70 % der Unternehmen FAXEN noch.
Pünktlich zur #CeBIT17 Ernüchterung: 70 % der Unternehmen faxen immer noch. #digitaleswirtschaftswunder https://t.co/LZzF28mm9F pic.twitter.com/ay5kDyVuAY
— Thomas Mickeleit (@TMickeleit) 22. März 2017
Angela Merkel fordert: „Auf dem Weg in ein digitales Zeitalter darf man die Menschen nicht zurücklassen, sondern muss sie in den Mittelpunkt stellen und erklären, welchen Nutzen der digitale Wandel bringt.“
Leider fehlen für die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung bislang sinnvolle Innovationen. Das nimmt man besser selbst in die Hand. „Disruptiere dich selbst, bevor es andere tun“, fordert Dieter Weichl, Executive Coach and Senior Partner bei Business Culture Hawlitzeck & Weichl PartG und verlangt ein grundsätzliches Umdenken, damit die soziale Transformation im Zeitalter der Digitalisierung gelingen kann. Programmieren als neues Pflichtfach neben Mathe und Deutsch ist eben einfach nicht weit genug gedacht, da stimmen wir Sascha Lobos Kolumne absolut zu.
Security, Leonardo und Clea
Zum Schluss noch ein paar persönliche Highlights. Das Thema Security zog sich wie ein roter Faden durch sämtliche Bereiche der Messe. So vielfältig die Angebote und Möglichkeiten rund um künstliche Intelligenz, Virtual & Augmented Reality, IoT, Machine Learning etc. auch sein mögen, die Unternehmen haben hier ganz eindeutig noch einiges an Hausaufgaben zu machen. Schön auf den Punkt gebracht wurde das von Ryan Kazanciyan, Chief Security Architect, Tanium, Inc., United States, in seiner Keynote „The 7 Habits of Highly-Effective Hackers“.
Und natürlich haben wir der SAP genauer auf die Finger geschaut. Die Walldorfer haben sich mit Leib und Seele der Digitalisierung verschrieben und pflegen hier wirklich einen ganzheitlichen Ansatz. Mit dem anspruchsvollen Ziel, die Geschäftswelt zu reformieren, wurden auf der CeBIT 2017 daher digitale Lösungen für alle Business Units vorgestellt.
Technisch standen dabei SAP Leonardo und SAP Clea im Vordergrund. SAP Leonardo ist SAPs im Januar gelaunchtes IoT-Portfolio. Das Portfolio bietet erstmals eine Mischung aus IoT-Lösungen UND Consulting. Es soll Unternehmen den Einstieg in das Internet of Things vereinfachen, indem sie ihre individuellen Business Use Cases schneller identifizieren und IoT-Anwendungen sehr schnell und einfach entwickeln können. Ausführliche Infos rund um SAP Leonardo gibt es in diesem Beitrag der Computerwoche. Für SAP Clea, dem Machine Learning Portfolio der SAP, haben sich die Walldorfer mit dem Kunden Adidas ein grandioses Testimonial ins Boot geholt: Erst den Fuß des Adidas-Kunden scannen, dann den Schuh zu 100 % individuell gestalten und anschließend per 3-D-Drucker herstellen. Dieser sammelt während des Tragens jede Menge Daten, die anschließend nicht nur zur Erstellung eines optimierten Folgemodells genutzt werden können, sondern auch Fitnesspläne oder gar medizinische Alerts generieren können. Mehr darüber findet ihr hier.
Fazit
Wir haben die CeBIT trotz aller Kritik auch in diesem Jahr genossen und sind nun gespannt auf das neue Format. Passen sich die Veranstalter dem eigenen Motto an und folgen der Forderung nach Disruption? Oder ist der Neustart bereits jetzt zum Scheitern verurteilt, bedingt durch eine zu starke „Verwässerung des eindeutigen Messekonzepts“, wie Stefan Rojacher von Kaspersky Lab monierte? Wir freuen uns über eure Meinungen.