Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind derzeit von zahlreichen Krisen geprägt: Krieg in der Ukraine, unterbrochene Lieferketten aufgrund von Corona-Lockdowns in China, explodierende Energiekosten und hohe Inflation. Laut aktueller Bitkom-Umfrage haben diese Rahmenbedingungen negative Auswirkungen auf die Digitalisierungsanstrengungen in Deutschland. So rechnet die deutliche Mehrzahl der Unternehmen damit, dass sich die Störungen in den Lieferketten (95 %), die hohe Inflationsrate (92 %), die steigenden Energiekosten (78 %) und der russische Angriff auf die Ukraine (57 %) die Digitalisierung ausbremsen werden.
Dennoch messen die Unternehmen der Digitalisierung eine wichtige Rolle für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg bei. 69 % geben an, dass digitale Geschäftsmodelle in fünf Jahren von sehr großer oder großer Bedeutung sein werden. Obwohl neun von zehn Unternehmen in der Vergangenheit bei der Digitalisierung auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen sind, sagen 61 %, dass die Digitalisierung ihre Wettbewerbsfähigkeit gestärkt hat. 51 % sind der Meinung, dass die Digitalisierung die eigene Arbeitgeberattraktivität erhöht.
Angesichts der enormen Bedeutung, die Unternehmen der Digitalisierung für den wirtschaftlichen Erfolg zugestehen, ist es umso erstaunlicher, dass sie ihre Ausgaben für Digitalisierung zurückschrauben wollen. Für 2022 geben 43 % an, dass sie mehr Geld für die Digitalisierung ausgeben als im Vorjahr. Bei 31 % bleiben die Investitionen gleich und 22 % reduzieren die Ausgaben für die Digitalisierung. In 2023 planen hingegen nur 18 % steigende Investitionen, ein Drittel der Unternehmen möchte die Ausgaben zurückschrauben. Dabei spielt sicherlich die unsichere wirtschaftliche Lage eine Rolle, auf die viele Unternehmen mit Einsparungen reagieren. Allerdings wären gerade Investitionen in die Digitalisierung förderlich, um effizienter, wettbewerbsfähiger und resilienter zu werden.
Digitale Technologien gehören mittlerweile zum Standard-Repertoire der meisten Unternehmen. 74 % nutzen Datenanalyse und Big Data bzw. diskutieren und planen den Einsatz. Das sind 12 % mehr als vor zwei Jahren. Weitere relevante Technologien sind das Internet of Things (66 %), 5G (51 %) und künstliche Intelligenz (37 %).
10 % der Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren neue digitale Produkte auf den Markt gebracht, 7 % haben bestehende Produkte durch digitale ersetzt und 14 % haben ihr bestehendes Produktportfolio mit digitalen Produkten ergänzt. Neue digitale Dienstleistungen haben in diesem Zeitraum 33 % der Unternehmen angeboten, 56 % haben bestehende Dienstleistungen mit digitalen ergänzt und 10 % bestehende Dienstleistungen durch digitale ersetzt. 3 % der Unternehmen geben an, seit 2017 keinerlei digitale Produkte oder Dienstleistungen entwickelt zu haben.
Die Umsätze werden aber weitestgehend in der analogen Welt generiert. 5 % der Unternehmen erzielen mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit digitalen Produkten und Dienstleistungen. Bei 52 % machen sie immerhin ein Fünftel des Umsatzes aus. 95 % der Unternehmen sind davon überzeugt, dass digitale Geschäftsmodelle für den eigene wirtschaftlichen Erfolg immer wichtiger werden. Demzufolge werden sie in fünf Jahren eher große Bedeutung (26 %), sehr große Bedeutung (38 %) oder entscheidende Bedeutung (31 %) haben.
Woran aber scheitert die Entwicklung von digitalen Produkten und Dienstleistungen? Als häufigste Gründe wurden fehlende Zeit (61 %), fehlende Fachkräfte (53 %), Anforderungen an den Datenschutz (45 %) und fehlende finanzielle Mittel (29 %) genannt. Angesichts der überragenden Bedeutung, die der Digitalisierung für die kommenden Jahre prognostiziert wird, sollten sich die Unternehmen die Zeit nehmen, um die Digitalisierung voranzutreiben. Der Mangel an Fachkräften lässt sich durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern überwinden. „Digitalisierung ist das beste Mittel für Widerstandsfähigkeit und Resilienz gegenüber Krisen jeder Art“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. „Wir müssen alles daransetzen, dass die in der Pandemie erzielten Digitalisierungsfortschritte jetzt nicht verpuffen, sondern nachgehalten und verstärkt werden.“