IBsolution Blog

DSAG-Jahreskongress: Was heißt Digitalisierung?

Geschrieben von Daniel Schumacher | 26. September 2019

Der DSAG-Jahreskongress 2019 stand unter dem Motto „Digitalisierung konsequent machen“. Aber was bedeutet Digitalisierung in der weitläufigen SAP-Softwarelandschaft konkret? Wie wirkt sie sich im Arbeitsalltag der Anwender aus? Und ist die Digitalisierung in allen Bereichen gleichermaßen weit fortgeschritten? Unsere Experten für die Themen S/4, Business Intelligence, C/4, Innovation und Security nehmen zu diesen Fragen Stellung.

 

Jana Murrweiss (S/4): Digitalisierung heißt Fokussierung

„Viele Unternehmen entscheiden sich für das Thema S/4 als Startpunkt ihrer Digitalisierungsprojekte, da das ERP-System den stabilen Kern ihrer IT-Landschaft bildet. Eines der häufigsten Ziele ist die Schaffung von End-to-End-Szenarien. Die Prozesse sollen ohne Brüche von Anfang bis Ende in einem System oder in einer Anwendung ablaufen.

 

Wie sieht das digitalisierte Unternehmen idealtypisch aus? Die Daten werden nicht mehr händisch erfasst, sondern eingespielt. Man hat die Möglichkeit, in Echtzeit auf Marktsignale zu reagieren, das System gibt Tipps oder Empfehlungen. Die Abläufe sind automatisiert, der Prozess ist bis hin zum Kunden end-to-end abgebildet. Darüber hinaus zieht sich eine einheitliche User Experience durch den gesamten Prozess.

 

Insgesamt sollten Unternehmen keine übertriebenen Erwartungen haben. Die Digitalisierung kann nur Schritt für Schritt erfolgen. Daher ist es sinnvoll, mit einzelnen Prozesssen oder Modulen zu starten. Am besten liegt der Fokus zunächst auf den dringlichsten Schmerzpunkten, die als Erstes behoben werden sollen.“

 

Andreas Mayer (Business Intelligence): Digitalisierung heißt Schnelligkeit

In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen im Analytics-Bereich signifikant gestiegen. Unternehmen möchten möglichst schnell wissen, welche Faktoren ihr Geschäft beeinflussen, welche Produkte in Zukunft gefragt sind und wo Optimierungspotenzial besteht. Um diese Fragen zu beantworten, bedarf es spezieller Werkzeuge.

 

Früher waren die Fragen ähnlich, allerdings waren die Beteiligten bereit, eine gewisse Wartezeit für die Antworten in Kauf zu nehmen. In der schnelllebigen Welt von heute ist das keine Option mehr. Die Digitalisierung macht es möglich, Informationen auf Knopfdruck abzurufen. Gerade die SAP Analytics Cloud zeigt, was Digitalisierung bedeutet und welche Chancen sie bietet. Ein weiterer Unterschied zu früher: Anwender müssen die Reportings nicht mehr bei der IT anfordern, sondern können sie ganz einfach selbst erstellen. Das ist nur mit geringem Aufwand verbunden und vermeidet Wartezeiten durch die Zuarbeit von Kollegen. So sind immer die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt für die richtigen Personen verfügbar.“

 

Timo Hasenohr (BI Pakete): Digitalisierung heißt Standardisierung

„Digitalisierung bedeutet nicht, das Rad immer komplett neu erfinden zu müssen. Häufig ist es zielführender, zunächst zu prüfen, ob es für die eigenen Anforderungen nicht schon eine passende, standardisierte Lösung auf dem Markt gibt. Denn alle Unternehmen sind auf dem Weg in die Digitalisierung und stehen vor den gleichen Herausforderungen – gerade im Bereich Business Analytics, Planung und Reporting. Es erleichtert die Aufgabe für die verantwortlichen Personen immens, wenn sie mit den digitalen Tools nicht bei Null beginnen müssen, sondern sich auf bewährte Vorgehensweisen verlassen können.

 

Erst wenn bei den existierenden Lösungen nichts Passendes dabei ist, muss ein Unternehmen den ganzen Weg gehen. Dann gilt es zum einen, die genauen Anforderungen festzulegen, und zum anderen, einen Partner auszuwählen, der in der Lage ist, die gewünschte Lösung umzusetzen. Diese Variante dauert länger und kostet mehr. Aber je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ein Unternehmen vor einer Herausforderung steht, die nicht bereits jemand anderes hatte.“

 

Paulina Sulej (C/4): Digitalisierung heißt Kundenerlebnis

„Wenn die verschiedenen Fachbereiche eines Unternehmens – exemplarisch seien hier Vertrieb und Service genannt – nahtlos zusammenarbeiten, ist das effizienter, günstiger und profitabler. Hinsichtlich der Kundenbeziehungen sorgt die Digitalisierung für eine bessere Verzahnung der Prozesse und stellt eine intensivere Betreuung der Kunden sicher.

 

Im Service lassen sich etwa die Außeneinsätze der Techniker präzise planen. Sind die Techniker dann vor Ort, greifen sie über mobile Apps auf die Kundendaten zu und werden von hilfreichen Tools in ihrer Tätigkeit unterstützt. Das umfasst beispielsweise die Routenplanung, digitale Reparaturanleitungen und die Erfassung der Arbeitszeit. Der 360°-Blick auf die Kunden ermöglicht es den Unternehmen, immer die passende Ansprache zu wählen und die richtigen Services anzubieten. Die Folgen: begeisterte Kunden, die dem Unternehmen treu bleiben, und ein verbessertes Unternehmensimage.“

 

Tilo Freund (Innovation): Digitalisierung heißt Neues wagen

„Den digitalen Wandel nur aus technologischer Perspektive zu betrachten, greift zu kurz. Digitalisierung ist eine Veränderung, die bei jedem Mitarbeiter beginnt, und erfordert einen Kulturwandel. Das Management sollte ein Konzept haben, damit das gesamte Unternehmen diesen Weg erfolgreich beschreiten kann.

 

Es braucht die Bereitschaft, althergebrachte Denkmuster und Herangehensweisen über Bord zu werfen und sich auf neue Methoden einzulassen. Prozessinnovationen und neue Geschäftsmodelle entstehen aus verrückten Ideen. Unsere Aufgabe ist es, das kreative Potenzial in geordnete Bahnen zu lenken. Dabei helfen innovative Methoden wie Design Thinking und Lean Start-up.

 

Innovationsprojekte haben idealerweise einen überschaubaren Aufwand und eine Dauer von drei bis sechs Monaten. Am Projektende sollte ein erster Pilot verfügbar sein. Er kann anschließend ausgebaut werden, sofern er sich im Arbeitsalltag als sinnvolles Tool erweist.“

 

Simon Töpper (Security): Digitalisierung heißt Automatisierung

„Je vielfältiger die IT-Landschaft ist und je mehr Systeme Unternehmen nutzen, desto wichtiger ist ein funktionierendes Access und Identity Management. Passende Berechtigungen sind schließlich eine elementare Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter ihrer Arbeit nachgehen können.

 

In Abhängigkeit davon, wie weit ein Unternehmen bei der Digitalisierung im Berechtigungswesen bereits ist, ergeben sich unterschiedliche Ansatzpunkte. Vielerorts laufen Genehmigungsprozesse noch mit Antragsformularen auf Papier ab. Dann ist es ein erstes Ziel, das Berechtigungswesen in einen digitalen Prozess zu überführen. Weitere Ansätze sind das Steigern der Prozessautomatisierung und das Durchführen von Genehmigungsprozessen auf mobilen Geräten. Beide Szenarien beschleunigen das Genehmigen von Berechtigungen, was sich beim Onboarding oder beim Abteilungswechsel von Mitarbeitern positiv auswirkt. Der Blick in die Zukunft lässt bereits die Autonomisierung als weiteres Thema erkennen: Intelligente Technologien übernehmen die Aufgabe, Berechtigungen zu vergeben oder zu entziehen und potenziell unternehmenskritische Aktivitäten zu überwachen.

 

Ähnlich wie bei der Planung sind auch im Berechtigungswesen fertige Lösungspakete eine spannende Option, da die Anforderungen in vielen Unternehmen identisch sind. Software-Add-ons ergänzen die SAP-Standardlösungen und machen das Berechtigungswesen leistungsfähiger.“