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Migration auf SAP S/4HANA: Keine Zeit verlieren

Geschrieben von Jana Murrweiss | 14. Januar 2020

Viele Unternehmen zögern bisher mit der Umstellung auf SAP S/4HANA. Das könnte sich schon bald als Bumerang erweisen. Denn einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Lünendonk zufolge drohen spätestens ab 2022 Kapazitätsengpässe, wenn viele Unternehmen ihre Vorbereitungen abgeschlossen haben und mit der Implementierung von SAP S/4HANA starten wollen. Für die Studie „Mit SAP S/4HANA in die digitale Zukunft – Status, Ziele und Trends bei der Einführung von SAP S/4HANA im deutschsprachigen Raum“ hat Lünendonk IT-Entscheider aus 153 großen mittelständischen Unternehmen sowie großen Konzernen telefonisch und persönlich befragt.

 

Erst 10 % haben Einführung von SAP S/4HANA abgeschlossen

Trotz des angekündigten Wartungsendes 2025 für die bisherigen ERP-Produkte SAP EEC und SAP R/3 haben bisher lediglich rund 10 % der SAP-Kunden das neue Kernprodukt SAP S/4HANA eingeführt. Vor allem Großunternehmen und Konzerne gehen die SAP S/4HANA-Transformation im Vergleich zu größeren Mittelständlern zögerlicher an. Aktuell ist mehr als die Hälfte der Anwenderunternehmen (52 %) damit beschäftigt, Vorstudien und Business Cases zu erstellen, um auf dieser Basis eine Strategie für den Rollout im gesamten Unternehmen oder in einzelnen Funktionsbereichen zu entwickeln. Zum Zeitpunkt der Lünendonk-Befragung befanden sich lediglich 5 % der Unternehmen im Rollout.

 

Brownfield als favorisierter Weg zu SAP S/4HANA

Was die Art der Migration angeht, favorisieren 57 % der Unternehmen nach aktuellem Planungsstand den Brownfield-Ansatz. Sie möchten ihr bestehendes ERP-System innerhalb der vorhandenen Modifikationen sowie der Prozess- und IT-Architekturstrukturen nach SAP S/4HANA umwandeln. Der Anteil der Unternehmen, die den Greenfield-Ansatz, also die Neuimplementierung von SAP S/4HANA inklusive der dazugehörigen Prozesslandschaft, bevorzugen, fällt mit 25 % deutlich geringer aus.

 

An SAP S/4HANA stellen die Unternehmen vor allem die Erwartung, den Anforderungen der Digitalisierung und den veränderten Marktbedingungen besser gerecht zu werden, den Automatisierungsgrad zu erhöhen und die Prozesse zu beschleunigen. Darüber hinaus erhoffen sie sich von der Umstellung eine einheitliche Datenbasis und eine höhere Datenqualität. Hype-Themen wie die Plattformökonomie oder das Internet of Things spielen in den Überlegungen der Unternehmen eher eine untergeordnete Rolle.

 

Roadmaps der Unternehmen

Bleibt es bei dem von SAP angekündigten Supportende 2025, stehen viele SAP-Kunden unter Druck, in den kommenden Jahren zumindest die technische Migration auf SAP S/4HANA vollzogen zu haben. Nur dann können sie ihr ERP-System weiterhin vollumfänglich nutzen, die Wartung sicherstellen und neue Releases erhalten. Über 70 % der befragten Unternehmen werden erst ab 2022 mit dem Rollout von SAP S/4HANA beginnen. Zwei Drittel gehen davon aus, die Einführung von SAP S/4HANA in den Jahren 2023 bis 2025 abgeschlossen zu haben.

 

Umsteigen, bevor es die anderen tun

Als Fazit der Lünendonk-Studie lässt sich festhalten, dass die Migration auf SAP S/4HANA in den Unternehmen langsam Fahrt aufnimmt. Da 87 % der Unternehmen derzeit die SAP S/4HANA-Einführung planen, wird der Großteil der SAP-Kunden seine Implementierungsprojekte in den kommenden Jahren gleichzeitig beginnen. Ihren Höhepunkt erreicht diese Entwicklung schließlich zwischen 2022 und 2023 erreichen – und birgt Risiken: Wegen des IT-Fachkräftemangels ist gerade in der Hochphase der SAP S/4HANA-Migration von Engpässen bei den personellen Ressourcen auszugehen. Vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen dürfte es zunehmend schwerfallen, die notwendigen Experten für die aufwendigen Umstellungsprojekte zu finden. Daher sollten Unternehmen nicht zu lange mit der Einführung von SAP S/4HANA warten.