Ist in Bezug auf SAP S/4HANA vom Clean Core die Rede, geht es um die Art und Weise, wie individuelle Anpassungen des ERP-Systems realisiert werden. Die Clean-Core-Strategie zielt darauf ab, den Kern des SAP-Systems sauber zu halten und darin keinerlei Modifikationen vorzunehmen. Rund 80 % der Geschäftsprozesse laufen in allen Unternehmen nahezu identisch ab – und bieten entsprechend kaum Potenzial, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Diese Prozesse sind im SAP S/4HANA-Standard abgebildet und gelten als stabiler, zuverlässiger Kern des ERP-Systems.
7 goldene Regeln für die Umsetzung der Clean-Core-Strategie
Die restlichen 20 % der Geschäftsprozesse umfassen Funktionalitäten, die nicht vom Standard abgedeckt sind. Sie dienen dazu, unternehmensindividuelle Anforderungen zu erfüllen und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Im Sinne der Clean-Core-Strategie sollten Unternehmen solche Erweiterungen außerhalb von SAP S/4HANA umsetzen.
Vorteile und Herausforderungen beim Clean-Core-Ansatz
Unternehmen betrachten Clean Core häufig nur als technische Notwendigkeit und übersehen die Vorteile, die damit einhergehen. Dank des Clean-Core-Ansatzes bleibt das SAP S/4HANA-System schlank und effizient. Langfristig profitieren Unternehmen von
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einer reduzierten Komplexität durch die Nutzung standardisierter Prozesse
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einer erhöhten Flexibilität und Geschwindigkeit bei der Entwicklung individueller Prozesse durch die Nutzung freigegebener Schnittstellen
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vereinfachten Upgrades der Standard-Software, da Anpassungen außerhalb des Kerns vorgenommen werden
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geringeren Betriebskosten aufgrund des geringeren Wartungsaufwands.
Bei der Realisierung der Clean-Core-Strategie müssen sich Unternehmen möglicherweise mit verschiedenen Herausforderungen auseinandersetzen:
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Die Standardisierung der bestehenden Prozesse kann Widerstand bei den Nutzern hervorrufen.
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Die Identifizierung und Bereinigung von bisherigen Code-Anpassungen, die künftig nicht mehr benötigt werden, erweist sich als zeitaufwendige und komplexe Aufgabe.
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Die Entwickler müssen sich auf neue Entwicklungsumgebungen und Technologien aus der Cloud-Welt einlassen und reagieren möglicherweise mit Ablehnung.
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Die Integration von SAP S/4HANA mit anderen bestehenden Systemen und Anwendungen ist durchaus vielschichtig und sollte nicht unterschätzt werden.
Diese Herausforderungen erfordern eine sorgfältige Planung und Umsetzung der Clean-Core-Strategie, um ein stabiles Gleichgewicht zwischen der Nutzung standardisierter Prozesse und den spezifischen Geschäftsanforderungen zu finden. Ein effektives Change-Management sorgt dafür, dass alle Betroffenen mitgenommen werden und sich mit dem Clean-Core-Ansatz identifizieren.
SAP BTP Guidance Framework fördert Clean Core
In der heutigen Geschäftswelt, die zunehmend von unvorhersehbaren Ereignissen und plötzlich auftretenden Krisen geprägt ist, müssen Organisationen in der Lage sein, agil und flexibel auf disruptive Veränderungen zu reagieren. Mithilfe der SAP Business Technology Platform (BTP) bringen Unternehmen die Anpassungsfähigkeit ihrer SAP-Systeme auf ein neues Level. Die SAP BTP fungiert als Laufzeitumgebung für Individuallösungen und als Plattform für die Integration von kundenspezifischen IT-Landschaften.
Das SAP BTP Guidance Framework ist eine Sammlung von Entscheidungsleitfäden, Referenzarchitekturen, Methoden, Empfehlungen und DevOps-Prinzipien, die Architekten, Entwicklern und Administratoren dabei unterstützt, Anwendungen auf der SAP BTP nach Best-Practice-Ansätzen zu entwickeln und zu betreiben. Im Hinblick auf die Clean-Core-Strategie begünstigt das SAP BTP Guidance Framework die Umsetzung verschiedener Aspekte:
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Standardisierung und Vereinfachung
Das SAP BTP Guidance Framework hilft dabei, Standardprozesse zu identifizieren und zu implementieren, wodurch die Komplexität reduziert und die Wartung vereinfacht wird. -
Einfache Erweiterbarkeit
Das SAP BTP Guidance Framework ermöglicht die Erweiterung von SAP-Anwendungen ohne Änderungen am Kernsystem, was die Integrität des Clean Core bewahrt.
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Schnellere Innovation
Durch die Nutzung der SAP BTP können Unternehmen schneller auf neue Technologien und Marktanforderungen reagieren, ohne den Kern zu beeinträchtigen.
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Reduzierte technische Schulden
Indem Anpassungen und Erweiterungen außerhalb des Kernsystems gehalten werden, wird die Ansammlung technischer Schulden im Core minimiert.
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Robuste Integration
Das SAP BTP Guidance Framework bietet Werkzeuge und Methoden zur nahtlosen Integration von SAP- und Nicht-SAP-Systemen sowie zur Integration von externen Systemen (zum Beispiel zwischen Lieferanten und Kunden), was die Gesamtarchitektur stabiler und flexibler macht.
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Effiziente Nutzung von Daten
Die effiziente Nutzung und Analyse von Daten, die mithilfe des SAP BTP Guidance Framework möglich ist, führt zu besseren Geschäftsentscheidungen.
Mit diesen Vorteilen zahlt das SAP BTP Guidance Framework direkt auf die Clean-Core-Strategie ein und trägt dazu bei, eine stabile und flexible IT-Landschaft zu schaffen.
Fazit: Zukunftsfähige Architektur mit sauberem Kern
Zu den Kernprinzipien der Clean-Core-Strategie gehören die Nutzung der bereitgestellten Standardprozesse, der Verzicht auf kundenspezifische Anpassungen in SAP S/4HANA und die Realisierung von zusätzlichen Funktionalitäten außerhalb des eigentlichen ERP-Kerns. Die SAP Business Technology Platform und das SAP BTP Guidance Framework als zentraler Zugangspunkt spielen für die Umsetzung der Clean-Core-Strategie eine elementare Rolle. Mit einem sauberen Kern etablieren Unternehmen eine stabile Grundlage für ihre IT-Infrastruktur und schaffen eine wichtige Voraussetzung, um ihre Geschäftsprozesse effizient und zukunftsfähig zu gestalten.