Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in deutschen Unternehmen vor allem als Instrument für die Prozessoptimierung und -automatisierung etabliert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von IDC. Befragt hatte das Marktforschungsunternehmen IT- und Fachentscheider aus 305 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, die KI evaluieren, pilotieren oder einsetzen.
Neun von zehn planen Projekte im kommenden Jahr
41 % gaben an, dass sie bereits KI-Projekte umgesetzt haben. Im Vergleich zu 2018 ist das eine Steigerung um 14 %. Die Frage, ob sie in den kommenden zwölf Monaten ein neues KI-Projekt starten werden, bejahten 88 % der Befragten. Viele davon sind laut IDC Wiederholungstäter in Sachen künstlicher Intelligenz: Unternehmen, die bereits positive Erfahrungen mit KI gesammelt haben, entscheiden sich für weitere Projekte.
Was die Businessziele von künstlicher Intelligenz angeht, nannten die Befragten am häufigsten die Automatisierung von IT-Prozessen (34 %), gefolgt von der Automatisierung von Sales- und Marketingprozessen (31 %) sowie der Optimierung des Personaleinsatzes (30 %). Die konkreten Anwendungsbeispiele für den Einsatz von künstlicher Intelligenz sind äußerst vielfältig. Die befragten Unternehmen nutzen unter anderem Texterkennung (57 %), Spracherkennung (47 %), Bilderkennung/-klassifikation (43 %), überwachtes Lernen (42 %) und die Extraktion von Wissen (41 %). Diese Use Cases basieren durchweg auf einer umfassenden automatisierten Datenanalyse und der Entscheidungsunterstützung.
Gemeinsam erfolgreich
Gingen 2018 noch die Fachbereiche beim Thema künstliche Intelligenz voran, geht die Initiative mittlerweile zunehmend von den IT-Abteilungen aus. Unabhängig davon, wer der Antreiber ist, sind KI-Projekte besonders erfolgreich, wenn Fachabteilungen und IT an einem Strang ziehen.
Bei den KI-Lösungen setzen die Unternehmen zum einen auf die Services von Drittanbietern, zum anderen entwickeln sie auch eigene Algorithmen. Knapp zwei Drittel der IT-Entscheider sehen in cloudbasierten KI-Services die bevorzugte Bereitstellungsform.
Es geht noch mehr künstliche Intelligenz
In Bezug auf die strategische Bedeutung von künstlicher Intelligenz zeigt sich ein Missverhältnis: Einerseits betonen 60 % der deutschen Unternehmen, dass die digitale Transformation ohne künstliche Intelligenz nicht erfolgreich sein wird. Andererseits zählt Innovation lediglich bei 30 % zu den drei wichtigsten Businesszielen.
Diese Zahlen machen deutlich, dass sich KI idealerweise nicht auf operative Einsatzszenarien beschränkt, sondern stärker im Kontext der Digitalisierung angewendet werden sollte. Die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, umfassendes Know-how aufzubauen, um einen höheren Mehrwert aus KI zu generieren – eine besondere Herausforderung angesichts der Tatsache, dass 38 % der Befragten den Mangel an Experten als größte Hürde für die Umsetzung von KI-Projekten betrachten.
Dennoch wird die Zahl der Unternehmen, die künstliche Intelligenz einsetzen, um ihre Geschäftsprozesse zu verbessern, weiter zunehmen. Davon ist Matthias Zacher, Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie, überzeugt: „Unsere Prognosen zeigen, dass KI-Software bis 2022 in Deutschland jährlich durchschnittlich um 57 % wächst und damit deutlich über dem westeuropäischen Wachstum von 49 % liegt.“