Die deutschen Gründer blicken – trotz drohender Rezession – optimistisch in die Zukunft. Sie gehen mehrheitlich davon aus, dass sich ihre geschäftliche Situation in den kommenden sechs Monaten verbessern wird. Die Jungunternehmer verfolgen mit ihren Start-ups ambitionierte Wachstumspläne und wollen im Laufe des kommenden Jahres durchschnittlich acht neue Arbeitsplätze schaffen. Diese Zahlen hat der 7. Deutsche Start-up Monitor ermittelt. An der Studie des Bundesverbands Deutsche Start-ups und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC haben sich knapp 2.000 deutsche Start-ups beteiligt.
Ein Faktor, der wesentlich zum Erfolg der Gründerszene beiträgt, ist die Digitalisierung. Knapp zwei Drittel der Start-ups haben ein digitales Geschäftsmodell, in dem häufig innovative Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz (KI), Augmented oder Virtual Reality und Blockchain im Fokus stehen. Die größte Bedeutung hat in diesem Zusammenhang KI. 40 % der Gründer beurteilen den Einfluss der KI auf die Entwicklung ihres Geschäftsmodells als groß oder sehr groß. „Mit ihren innovativen Ideen sorgen die Start-ups nicht nur für Wachstum, sie treiben auch die Digitalisierung in Deutschland voran und gestalten so den technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt“, sagt der Autor der Studie Prof. Dr. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen.
Die Start-up-Szene hat einen festen Platz in der deutschen Wirtschaft. Das betont Florian Nöll, Leiter der Start-up-Initiative Next Level bei PwC: „Zwei von drei Start-ups kooperieren bereits mit etablierten Unternehmen. Daraus entstehen nicht nur für die jungen Unternehmen große Chancen.“ Der Erfolg und die positive Stimmung spiegeln sich auch in den Umsatzerwartungen wider. Rund zwei Drittel der Start-ups rechnen im kommenden Geschäftsjahr mit einem Jahresumsatz von mehr als 500.000 Euro. Im laufenden Geschäftsjahr überschreiten nur 44 % diese Marke.
Allerdings haben die Jungunternehmer in Deutschland auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Die größte (38 %) ist die Kapitalbeschaffung. Viele Gründer finden es zunehmend schwierig, an Geld zu kommen. Zudem gibt es eine auffällige Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, also zwischen den Finanzierungsquellen, die Start-ups gerne hätten, und denen, die sie tatsächlich nutzen. Beispielsweise verwenden 81 % der Befragten eigene Ersparnisse für die Finanzierung, aber nur 40 % bevorzugen diese Variante. Lediglich 15 % nutzen bisher Venture Capital, während 40 % dies gerne tun würden.
Die Studie ist auch den Gründen für die Schwierigkeiten bei der Finanzierung nachgegangen. Ein entscheidender Faktor bei der Kapitalbeschaffung ist ein gut funktionierendes und weit verzweigtes Netzwerk. 56 % der Start-ups haben den Kontakt zu Wagniskapitalgebern über persönliche Beziehungen hergestellt. Allerdings beklagen 39 %, dass es ihnen schwerfällt, mit den relevanten Personen auf dem Kapitalmarkt in Kontakt zu treten.