[Fachbeitrag] Wer sich in seinem Arbeitsalltag in diversen Oberflächen einschlägiger Computerprogramme aufhält und dann in sein SAP-System wechselt, der kann sich oft nur eines Wortes bedienen: "Wow". Eine Erklärung dafür findet sich vor allem in verschiedenen Oberflächen-Thematiken.
Dieses "Wow" ist in den seltensten Fällen positiv zu verstehen. Denn wo andere Software-Hersteller in den letzten Jahren die Vorteile angenehmer, gut durchdachter und innovativer Benutzeroberflächen entdeckt haben, da kam in Bezug auf die SAP häufig das Gefühl auf, dort habe man diesen Bereich schlichtweg vergessen. Oder unterschätzt. Sicher, der Qualität des Gesamt-Produktes SAP tut dies keinen Abbruch - sind doch die Funktionen der Produkte zu gut, zu weit entwickelt. Das lässt sich nicht nur mit dem großen und renommierten Kundenstamm belegen, sondern auch damit, dass eben trotz der Benutzeroberflächen für viele Unternehmen kein Weg an SAP vorbeiführt. Der Beliebtheit bei den Anwendern jedoch sind die starren, unfreundlichen und alt aussehenden Oberflächen sicher kein Zutun. Und so kommen nicht nur die Vertriebskräfte der SAP und entsprechender Add-on-Entwickler regelmäßig in Verlegenheit, sondern auch verantwortliche Führungskräfte, die für eine Einführung von SAP-Software kämpfen regelmäßig in Erklärungsnöte.
Unter die negativ überraschten "Wow's" mischen sich seit ein paar Monaten allerdings immer mehr positiv zu verstehende "Wow's". Anwender nämlich, denen es bereits vergönnt ist in den neuen Oberflächen von SAPUI5 arbeiten, erkennen "ihre" Arbeitsumgebung oft gar nicht wieder. Aus kleinen und eckigen Symbolen sind große interaktive Buttons geworden. Unübersichtliche und schier unendliche Listen-Bäume haben sich in eine geordnete Menüführung verwandelt. Und die starre Navigation wurde ein ganzes Stück intuitiver gestaltet. Mit den neuen Richtlinien für Oberflächen - genannt SAP Fiori Guidelines - hat sich die SAP intensive Gedanken über Ihre künftigen Oberflächen gemacht und gibt auf der zugehörigen Webseite vor, wohin die Reise gehen soll: "Personalisieren und vereinfachen Sie die Benutzererfahrung (UX) Ihrer SAP-Anwendungen" (aus https://www.sap.com/germany/products/fiori.html#). Der SAPUI5-Oberflächen folgen diesen Richtlinien bedingungslos und zwingen sich damit selbst zu einem hohen Grad an Einfachheit. Dafür müssen sie zwar beispielsweise in der Menüführung so einige Altlasten über Bord werfen, gewinnen aber offensichtlich nicht nur bei Entwicklern und Designern an Stimmen, sondern können auch bei Endanwendern kräftig punkten.
Produktiver, innovativer, flexibler. Das alles gepaart mit einer höheren Benutzerzufriedenheit verspricht in der Tat eine nicht zu verachtende Mischung, deren weitere Entwicklung viele SAP-Kunden sehr interessiert verfolgen. Denn auch wenn die ersten SAP Fiori Guidelines bereits 2013 vorgestellt wurden, eine solche Revolution der Oberflächen braucht natürlich Zeit und so haben die wenigsten SAP-Kunden bis heute überhaupt jemals eine SAPUI5-Oberfläche zu Gesicht bekommen, geschweige denn selbst bedient. Aber die Zukunft und der Erfolg der SAP-Software liegt in den Fiori-Guidelines und damit im SAPUI5, das steht außer Frage. Auch ist sicher, dass sie außerdem das Zeug dazu haben, die Erklärungsnöte der Vertriebs- und Führungskräfte der Vergangenheit angehören zu lassen. Nur, wie schnell sie das zu tun vermögen - darüber entscheiden letztendlich die Kunden. Mit ihren Anwendern. Denen, wenn es nach der SAP geht, bei der Ansicht der neuen Oberflächen in Zukunft noch das eine oder andere "Wow" über die Lippen huschen wird.