Für das Data Warehousing hat SAP zwei ähnliche Produkte im Portfolio: SAP BW 7.5 und SAP BW/4HANA. Zwischen den beiden BW-Versionen gibt es einige Gemeinsamkeiten. Diese sollten Unternehmen kennen, um zu entscheiden, welche Lösung besser zu ihren Anforderungen passt. Darüber hinaus fragen sich viele Unternehmen, ob sie überhaupt ein Business Warehouse benötigen, da es doch auch im ERP-System S/4HANA die Option gibt, Berichte zu erzeugen und anzuzeigen.
Warum ein Business Warehouse?
In S/4HANA erfolgt die Datenmodellierung virtuell mit dem Ziel, relevante Informationen zu einer Transaktion schnell und nahtlos bereitzustellen. Im Prinzip greifen hier ähnliche Modellierungs- und Entwicklungsansätze wie im BW. Allerdings ist in einem S/4-System nur eine Datenquelle vorhanden, nämlich das S/4HANA-System.
Die große Stärke eines Business Warehouse besteht in der Integration von Daten, die aus unterschiedlichen Quellen kommen. Die Extraktions-, Transformations- und Ladeprozesse laufen transparent und zuverlässig. Sie werden über Prozessketten orchestriert und an die individuellen Gegebenheiten angepasst. Der Schutz von Daten erfolgt über mehrere Ebenen: von der Eingrenzung auf den Zugriff der Datenobjekte bis hin zu Analyseberechtigungen, mit denen die Dateninhalte berechtigt werden können. Die Daten fließen in das strategische Berichtswesen ein und werden mit unterschiedlichen Frontend-Tools (Excel, Cloud, Web-Oberfläche) zur Ansicht gebracht.
Von BW 7.3 bis BW/4HANA
Als 2012 die In-Memory-Datenbank HANA auf den Markt kam, bewirkte sie auch bei den BW-Produkten eine deutliche Performance-Optimierung – erstmals in der Version BW 7.3 powered by HANA. Seitdem ermöglicht die HANA-Technologie vieles, was zuvor in einer klassischen Datenbankumgebung nicht denkbar war. Mit dem Release BW 7.4 powered by HANA (ab 2013) erfolgte eine funktionelle Erweiterung des BW auf neue Datenobjekte, die innovative Features hinsichtlich Vereinfachung und Virtualisierung nutzten.
SAP BW 7.5 powered by HANA erschien 2015 – mit einer noch tieferen Integration in die HANA-Plattform und mit der Option, sich von älteren, klassischen Objekten wie Info Cube und Multi-Provider zu trennen, soweit diese nicht benötigt werden (SAP BW 7.5 Edition for HANA). Daraus entwickelte sich das SAP BW/4HANA Starter Add-on, das eine Migration nach SAP BW/4HANA vorbereitet.
SAP BW/4HANA verfügt über eine eigene Codeline, ist nicht abwärtskompatibel und bietet eine neue Landschaft für das Data Warehouse. Es nutzt die technologischen Möglichkeiten der In-Memory-Datenbank noch einmal deutlich besser als die vorherigen BW-Versionen. Exemplarisch seien Cloud-Datenquellen, die Integration von logischen Data Warehouses, Daten aus dem Internet of Things (IoT) und Big Data genannt.
SAP entwickelt BW/4HANA seit 2016 kontinuierlich weiter, während der Vorgänger BW 7.5 seitdem als abgeschlossen gilt und keine Innovationen mehr erhält. Angesichts dieses eindeutigen Fokus der SAP-Strategie haben sich die Produkte BW/4HANA und BW 7.5 mittlerweile erheblich auseinanderentwickelt, nachdem sie zunächst relativ ähnlich waren. Im Frühjahr 2019 erfolgte der Release von BW/4HANA 2.0. Die Version bietet eine noch smartere Integration von Geschäftsanwendungen sowie moderne Datenquellen und eröffnet die Vision eines Data Warehousing in der Cloud.
Einheitliche HANA-Plattform
Beim Blick auf die Gemeinsamkeiten von BW/4HANA und BW 7.5 ist zunächst der Zugriff auf eine einheitliche HANA-Plattform zu nennen. Beide Tools sind in der Lage, Features der HANA-Plattform innerhalb des Data Warehouse anzuwenden. Das umfasst Integrationsfeatures, Smart Data Integration und Smart Data Access. In den Data Warehouses lassen sich verschiedene Bibliotheken nutzen.
In der Zeit vor HANA mussten Daten in die Applikationsschicht geholt werden, um sie zu verarbeiten, und anschließend wieder an die Datenbankschicht zurückgegeben werden. Dieser Application Call verursachte nicht selten Performance-Schwierigkeiten. Zudem war Spezialwissen in Richtung ABAP erforderlich, damit die Datenverarbeitung gelang. Mit HANA finden sich die Verarbeitungslogiken immer stärker auf Datenbankebene wieder. Es erfolgt ein direkter Zugriff auf die Tabellen. Dass nur Ressourcen vom Datenbankserver genutzt werden, entlastet den Applikationsserver.
Mehrere Frontend-Tools
In BW/4HANA und in BW on HANA werden Queries auf den Datenmodellen definiert, welche die Daten in Analysis for Office, SAP Lumira oder der SAP Analytics Cloud (SAC) zur Ansicht bringen. Im Unterschied zu BW 7.5 on HANA werden die klassischen BEx-Tools wie der BEx Analyzer oder der BEx Web Application Designer nicht mehr unterstützt.
Denn auch beim User Interface ist die Experience wichtig. Lumira- und SAC-Anwendungen sind mit UI5-Elementen umgesetzt. Lumira-Anwendungen lassen sich über die BI-Plattform, die ab 4.2 SP04 mit Fiori-Elementen gestaltet ist, nahtlos in die bereits aus S/4 bekannten Fiori-Umgebungen integrieren. Ebenso lassen sich auch individuelle UI5-Entwicklungen basierend auf den BW-Queries realisieren, die dann über ODATA mit Daten versorgt werden.
Neben den Gemeinsamkeiten unterscheiden sich BW/4HANA und BW 7.5 auch in einigen Punkten. Um eine tragfähige Entscheidung darüber zu treffen, welches BW-Produkt besser zu den eigenen Anforderungen passt, sollten sich Unternehmen gerade mit den Unterschieden intensiv auseinandersetzen. Die genauen Unterschiede zwischen BW/4HANA und BW 7.5 behandeln wir in einem separaten Beitrag.