Es ist mittlerweile Tradition, dass die Analysten von Gartner vorausblicken, welche strategischen Technologie-Trends das neue Jahr prägen werden. Für 2021 hat Gartner neun Trends identifiziert. Angesichts der gravierenden Umwälzungen, die von der Corona-Pandemie verursacht wurden, und der enormen Herausforderungen, die für Unternehmen damit einhergingen, lag dieses Mal ein besonderes Augenmerk auf Technologien, die Unternehmen flexibler und widerstandsfähiger machen. Die identifizierten Trends funktionieren nicht unabhängig voneinander, sondern bauen zumindest teilweise aufeinander auf oder verstärken sich gegenseitig.
Die Sammlung und Nutzung von Daten zur Steuerung von Verhaltensweisen wird als Internet of Behaviors (IoB) bezeichnet. Das Besondere und Neuartige besteht weniger in den weiterhin rasant steigenden Datenmengen, sondern eher in der Art und Weise, wie diese Daten aus verschiedenen Quellen kombiniert werden und die Interaktion zwischen Unternehmen und Menschen beeinflussen.
Wie das in der Praxis funktionieren kann, lässt sich an einem Beispiel mit Bezug zu den Corona-Hygienemaßnahmen verdeutlichen: Anhand von diversen Sensoren oder von RFID-Chips lässt sich feststellen, ob sich die Mitarbeiter eines Unternehmens regelmäßig die Hände waschen und desinfizieren. Per Gesichtserkennung kann das korrekte Tragen des Mund-Nasen-Schutzes überprüft werden. Smarte Lautsprecher weisen die Mitarbeiter auf Verstöße gegen die Hygieneregeln hin.
Gartner betont, dass das Internet of Behaviors durchaus erhebliche ethische und soziale Auswirkungen mit sich bringen kann, und Datenschutzgesetze die Umsetzung des IoB mehr oder weniger stark beschneiden können. Nichtsdestotrotz gehen die Analysten in ihrer Prognose davon aus, dass bis Ende 2025 mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mit einem IoB-Programm zu tun gehabt haben wird – im privaten, kommerziellen oder staatlichen Rahmen.
Anknüpfend an die Technologie-Trends für 2020, greift Gartner die Multiexperience auf und weitet sie zur Total Experience aus – durch Kombination mit dem Kundenerlebnis, dem Mitarbeitererlebnis und dem Nutzererlebnis. Das Ziel ist es, das Gesamterlebnis zu verbessern, indem die einzelnen Teile nahtlos ineinandergreifen. Mit der geschickten Kombination der verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse sind Unternehmen in der Lage, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen.
Dieser Trend ist der Oberbegriff für drei Technologien, die Daten während ihrer Nutzung und Übermittlung schützen. Die erste schafft eine vertrauenswürdige Umgebung, in der sensible Daten verarbeitet und analysiert werden können. Die zweite führt Prozesse und Analysen dezentral durch. Die dritte verschlüsselt Daten und Algorithmen, bevor sie verarbeitet werden. So gewährleisten Unternehmen beispielsweise eine sichere, standort- oder länderübergreifende Zusammenarbeit in der Forschung oder mit Wettbewerbern. Der Ansatz trägt dem zunehmenden Bedarf an gemeinsamer Datennutzung unter Wahrung von Privatsphäre und Sicherheit Rechnung.
Die Distributed Cloud bezeichnet die Verteilung von Cloud-Services auf verschiedene physische Standorte, wobei Betrieb, Governance und Weiterentwicklung der Dienste weiterhin in der Verantwortung des Public-Cloud-Anbieters liegen. Die Entwicklung könnte dahin gehen, dass die Anbieter die Ressourcen der Distributed Cloud näher an den Ort des Anwenders bringen. Dies hilft unter anderem bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, die vorschreiben, dass Daten in einer bestimmten geografischen Region bleiben müssen. Laut Gartner werden die meisten Anbieter bis 2025 irgendeine Form von Distributed Cloud im Portfolio haben.
„Digital first, remote first“ ist das Schlagwort für das Modell eines ortsunabhängigen IT-Betriebs. Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner haben die Möglichkeit, von jedem beliebigen Ort auf IT-Dienste zuzugreifen, und können dadurch auch zusammenarbeiten, wenn sie physisch voneinander getrennt sind. Der „Überall-Betrieb“ ist sicherlich der Technologie-Trend, der am stärksten von der Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Gartner schätzt, dass rund 40 % der Unternehmen „Anywhere Operations“ bis Ende 2023 umgesetzt haben werden.
In unserer mobilen Welt gelangen traditionelle Sicherheitskonzepte immer häufiger an ihre Grenzen. Die IT-Ressourcen innerhalb eines Unternehmens-Perimeters zu schützen, reicht nicht mehr aus. Der Cybersecurity-Mesh-Ansatz soll die Cybersicherheit skalierbarer, flexibler und zuverlässiger machen. Er basiert darauf, den Sicherheits-Perimeter um die Identität einer einzelnen Person oder Sache zu ziehen. Die Idee dahinter: Jeder kann jede digitale Ressource sicher nutzen, egal wo sich Nutzer oder Daten gerade befinden.
Der Begriff bezeichnet ein Unternehmen, das sich anpassen und – basierend auf aktuellen Entwicklungen – grundlegend neu ausrichten kann. Das bezieht sich vor allem auf die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Um die digitale Transformation voranzutreiben, benötigen Unternehmen hohe Agilität und schnelle Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage von in Echtzeit verfügbaren Daten.
Die Voraussetzungen dafür sind ein schnellerer Zugang zu Informationen, das Anreichern dieser Informationen mithilfe von besseren Erkenntnissen und die Fähigkeit, auf die Auswirkungen dieser Erkenntnisse reagieren zu können. Aus technologischer Sicht gelingt das beispielsweise mit Maschinen, welche die Entscheidungsfindung verbessern, indem sie zuvor mit riesigen Mengen an Daten und Erkenntnissen gespeist worden sind.
Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) setzt ihren Siegeszug im geschäftlichen wie im privaten Bereich fort. Allerdings haben Unternehmen noch Nachholbedarf, wenn es um die Nutzung von künstlicher Intelligenz im Produktivbetrieb geht. Zu viele Projekte schaffen es aktuell nicht über den Prototyp-Status hinaus. AI Engineering fokussiert darauf, KI-Modelle einfacher und wirkungsvoller zu steuern und damit den vollen Wert von Investitionen in künstliche Intelligenz zu entfalten.
Hyperautomation ist die Idee, dass alles, was in einem Unternehmen automatisiert werden kann, auch automatisiert wird. Dafür können verschiedene Technologien wie das maschinelle Lernen zum Einsatz kommen. Das Ziel dahinter ist es, als Organisation agiler, schneller und effizienter zu werden. Denn diese Eigenschaften sind für Unternehmen im digitalen Zeitalter unabdingbar.