Wohin geht die technologische Reise im kommenden Jahr? Mit den Technologie-Trends 2022 blicken die Analysten von Gartner voraus, welche Themen die CIOs von Unternehmen in besonderer Weise beschäftigen werden. Die identifizierten Trends haben das Potenzial, Wachstum und Innovation zu generieren, und sollen die technologische Grundlage für drei zentrale Themen auf der Unternehmensagenda legen: die Schaffung von Vertrauen, die Gestaltung des Wandels und die Beschleunigung des Wachstums.
Sind Sie bereit für die Technologien der Zukunft?
Trend #1: Generative Artificial Intelligence
Im weiten Feld der künstlichen Intelligenz (KI) kristallisiert sich für Gartner die generative KI als besonders leistungsfähige Variante heraus. Sie bezeichnet eine Form des maschinellen Lernens, die Erkenntnisse über Inhalte oder Objekte aus deren Daten ableitet und diese nutzt, um neue, völlig realistische Artefakte zu erzeugen. Die möglichen Einsatzzwecke reichen von der Erstellung von Software-Code über die Vereinfachung der Arzneimittelentwicklung bis hin zu gezieltem Marketing. Nach Einschätzung von Gartner werden 10 % aller Daten im Jahr 2025 durch generative KI erzeugt. Zum Vergleich: Aktuell beträgt der Anteil weniger als 1 %.
Trend #2: Data Fabric
Als Data Fabric wird eine flexible Integration von Daten über Plattformen und Geschäftsanwender hinweg bezeichnet. Sie hat das Ziel, die Infrastruktur für die Datenintegration im Unternehmen zu vereinfachen, Daten- und Anwendungssilos einzureißen und den Aufbau einer skalierbaren Architektur zu fördern. Die größten Vorteile von Data Fabric bestehen darin, die Datennutzung mithilfe von integrierten Analysen zu verbessern, den Aufwand für die Datenverwaltung um bis zu 70 % zu senken und die Zeit bis zur Wertschöpfung zu verkürzen.
Trend #3: Distributed Enterprise
Spätestens mit der Corona-Pandemie hat sich das Arbeitsverhalten von der klassischen bürozentrierten Organisation in Richtung hybrider Modelle oder vollständiger Remote-Arbeit verschoben. Dadurch sind Distributed Enterprises entstanden, deren Mitarbeiter geografisch unter Umständen weit verteilt sind.
Für die Unternehmen geht mit dieser Entwicklung die Notwendigkeit einher, nicht nur die technischen Voraussetzungen für reibungsloses Arbeiten bereitzustellen, sondern auch das eigene Geschäftsmodell an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Im Wesentlichen geht es darum, verteilte Dienste liefern und nutzen zu können. Die Prognose von Gartner: Bis 2023 werden 75 % der Unternehmen, die von den Vorteilen verteilter Dienste profitieren, in der Lage sein, Umsatzwachstum im Vergleich zur Konkurrenz um 25 % schneller zu realisieren.
Trend #4: Cloud-native Platforms
Damit Unternehmen überall und jederzeit digitale Lösungen anbieten können, spielen cloudnative Plattformen (CNPs) eine wichtige Rolle. CNPs stellen Technologie-Entwicklern skalierbare und elastische IT-Funktionen als Service bereit, indem sie die Kernfunktionen des Cloud Computing nutzen. Darüber hinaus beschleunigen sie die Wertschöpfung und senken die Kosten. Die Analysten von Gartner schätzen, dass bis 2025 mehr als 95 % aller neuen digitalen Initiativen auf cloudnativen Plattformen basieren werden. Aktuell beträgt der CNP-Anteil weniger als 40 %.
Trend #5: Autonomic Systems
Autonome Systeme sind sich selbst verwaltende physische Systeme oder Software-Systeme, die von ihrer Umgebung lernen. Im Gegensatz zu automatisierten Systemen sind sie in der Lage, ihre eigenen Algorithmen dynamisch zu ändern, ohne dass externe Software-Aktualisierungen erforderlich sind. Dadurch können sich autonome Systeme besonders schnell an neue Bedingungen vor Ort anpassen. Solches autonomes Verhalten spielt bereits in komplexen Sicherheitsumgebunden eine Rolle und wird künftig vor allem in physischen Systemen wie Robotern, Drohnen und Fertigungsmaschinen zum Einsatz kommen.
Trend #6: Decision Intelligence
Die Entscheidungskompetenz eines Unternehmens kann ein wichtiger Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz sein. Decision Intelligence soll die Entscheidungsfindung verbessern, indem sie dabei hilft, besser zu verstehen, wie Entscheidungen getroffen und Ergebnisse bewertet sowie mittels Feedback verbessert werden. Nach Einschätzung von Gartner wird ein Drittel der großen Unternehmen Decision Intelligence in den kommenden beiden Jahren aktiv für die strukturierte Entscheidungsfindung einsetzen, um daraus konkrete Wettbewerbsvorteile abzuleiten.
Trend #7: Composable Applications
In der heutigen Geschäftswelt ist nichts so beständig wie der Wandel. Daher müssen Unternehmen hohe Anpassungsfähigkeit gegenüber Veränderungen beweisen, um erfolgreich zu sein. Das gilt auch für ihre Technologie-Architektur, die in der Lage sein sollte, schnelle, sichere und effiziente Änderungen an Anwendungen zu unterstützen.
Eine Composable-Applications-Architektur stellt die benötigte Anpassungsfähigkeit sicher und soll die Geschwindigkeit bei der Implementierung neuer Funktionalitäten um bis zu 80 % erhöhen. Gartner sieht darin eine wesentliche Voraussetzung, um den beschleunigten Wandel zu meistern, die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und das Wachstum zu fördern.
Trend #8: Hyperautomation
Hyperautomation ist der Ansatz, möglichst viele Prozesse zu identifizieren, die für die Automatisierung infrage kommen, und die Prozessautomatisierung dann auch so schnell wie möglich umzusetzen. Dabei geraten vor allem drei Themen in den Blick: die Verbesserung der Arbeitsqualität, die Beschleunigung der Geschäftsprozesse und die Erhöhung der Agilität bei der Entscheidungsfindung. Hyperautomation beschert Unternehmen beschleunigtes Wachstum und höhere Widerstandsfähigkeit.
Trend #9: Privacy-enhancing Computation
Datenschutz ist für Unternehmen in doppelter Hinsicht relevant: Zum einen werden die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz persönlicher Daten immer strenger. Zum anderen steht das Vertrauen der Kunden durch Datenlecks und andere Vorfälle auf dem Spiel. Dementsprechend sprechen die Analysten von Gartner davon, dass 60 % der großen Unternehmen bis 2025 eine oder mehrere Techniken zur Verbesserung des Datenschutzes einsetzen werden.
Maßnahmen aus dem Bereich Privacy-enhancing Computation verfolgen das Ziel, persönliche und sensible Informationen auf Daten-, Software- und Hardware-Ebene zu schützen. Sie ermöglichen eine sichere gemeinsame Nutzung, Zusammenführung und Analyse von Daten, ohne die Vertraulichkeit oder den Datenschutz zu gefährden.
Trend #10: Cybersecurity Mesh
Systeme und Benutzer können sich heutzutage überall auf der Welt befinden. Dementsprechend verliert der traditionelle Sicherheits-Perimeter an Gültigkeit. Eine Cybersecurity-Mesh-Architektur hingegen schafft eine integrierte Sicherheitsstruktur, die alle Systeme unabhängig von ihrem Standort schützt. Was das bringt? Gartner-Schätzungen zufolge können Unternehmen, die eine Cybersecurity-Mesh-Architektur nutzen, die finanziellen Schäden aus einzelnen Sicherheitsvorfällen um durchschnittlich 90 % reduzieren.
Trend #11: AI Engineering
Häufig scheitern KI-Projekte, noch bevor sie in den Produktivbetrieb gehen, und werden wieder eingestellt. Das soll sich mit dem AI Engineering ändern. Der Begriff bezeichnet einen integrierten Ansatz zur Operationalisierung von KI-Modellen, der einen wirklichen Unterschied machen soll – zumindest, wenn man den Prognosen von Gartner glaubt: Bis 2025 sollen Unternehmen mit AI Engineering einen mindestens dreimal so hohen Mehrwert aus ihren KI-Projekten generieren als Unternehmen, die nicht diesen Ansatz verfolgen.
Trend #12: Total Experience
Die Geschäftsstrategie Total Experience kombiniert die Disziplinen Customer Experience, Employee Experience, User Experience und Multi-Experience. Dahinter steht das Ziel, das Vertrauen, die Zufriedenheit, die Loyalität und die Fürsprache von Kunden und Mitarbeitern zu steigern. Gelingt dies, wirkt sich die Total Experience auch positiv auf Umsatz und Gewinn eines Unternehmens aus.