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Geschäftsprozesse in die Cloud verlagern mit der SAP Cloud Platform

Geschrieben von Andreas Del Galdo | 18. September 2020

Cloud Computing reduziert den Aufwand und die Kosten für den Betrieb und die Wartung der IT-Landschaften von Unternehmen. Für die Bereitstellung von Hard- und Software über das Internet gibt es drei relevante Betriebsmodelle, die sich darin unterscheiden, wie umfangreich Unternehmen Leistungen aus der Cloud beziehen:

  • Infrastructure as a Service (IaaS)

    Der Cloud-Anbieter stellt Computing-Power, Server, Speicher und Netzwerkarchitektur bereit. Auf dieser Grundlage installiert das Unternehmen Betriebssystem, Anwendungsschichten und Applikationen mit Daten.

  • Platform as a Service (PaaS)

    Während der Dienstanbieter sich neben Serverkapazitäten, Netzwerk und Speicher auch um Betriebssystem und Laufzeitbibliotheken kümmert, zeichnet das Unternehmen nur noch für die Anwendungssoftware verantwortlich.

  • Software as a Service (SaaS)

    In diesem Szenario hat das Unternehmen nicht einmal mehr Einfluss auf die Anwendungssoftware und die Datenstrukturen. Stattdessen liegt alles in den Händen des Cloud-Anbieters. Typisches Beispiel ist Office 365 von Microsoft.

 

SAP Cloud Platform: PaaS made by SAP

Die SAP Cloud Platform umfasst als Platform-as-a-Service-Angebot von SAP Tools und Dienste, mit denen Unternehmen bestehende Prozesse erweitern (Extend), die Integration zwischen der Cloud- und der On-Premise-Welt sicherstellen (Integrate) und individuelle Lösungen bauen können (Build). Zudem stellt die SAP Cloud Platform entsprechende Services in den Bereichen Machine Learning, künstliche Intelligenz, Internet of Things und Big Data bereit.

 

Die Cloud-Infrastruktur, auf der die SAP Cloud Platform läuft, können Unternehmen frei wählen. Sie haben die Wahl zwischen den gängigen Anbietern Microsoft (Azure), Amazon (AWS), Google (Google Cloud) und Alibaba (Alibaba Cloud), das vor allem im asiatischen Raum relevant ist. Auf dieser Infrastruktur laufen dann die verschiedenen Services der SAP Cloud Platform, zum Beispiel Speicher- oder Plattformdienste. Darüber hinaus bietet die SAP Cloud Platform verschiedene Laufzeitbibliotheken – bis hin zur freien Konfiguration – und Tools, die für den Betrieb und die Überwachung der Software und der Plattform selbst erforderlich sind.

 

Die SAP Cloud Platform aus Entwicklersicht

Für die Software-Entwicklung eröffnen sich mit der SAP Cloud Platform zahlreiche Möglichkeiten. Das ABAP RESTful Programming Model hebt ABAP-Software in die Cloud, sodass Unternehmen vorhandenes Know-how auch für die Cloud-Welt weiterhin nutzen können. Ebenso ist es möglich, auf Grundlage der SAP Cloud Platform eine individuelle Umgebung zu bauen, wie sie für den jeweiligen Anwendungsfall benötigt wird. Das beinhaltet die Option, Datenbanken zu konfigurieren, Frontend- und Backend-Frameworks beliebig zusammenzustellen und die Programmiersprachen frei zu wählen. SAP macht auch eigene Vorschläge, wie der „SAP-focused Cloud Developer“ beim Entwickeln von Erweiterungen oder eigenständigen Lösungen auf der SAP Cloud Platform vorgehen sollte, und fasst die Empfehlungen im SAP Cloud Application Programming Model zusammen.

 

Neo vs. Cloud Foundry: Welche Umgebung eignet sich wofür?

Auf der SAP Cloud Platform sind mit Neo und Cloud Foundry zwei Entwicklungsumgebungen vorhanden. Neo ist die ältere Umgebung und läuft auf SAP HANA 1.0 mit XS Classic und Java Runtimes in SAP-Rechenzentren. Dementsprechend werden alle „alten“ Services von Neo unterstützt. Typische Anwendungsfälle, für deren Umsetzung sich die Neo-Umgebung eignet, sind HTML5- und komplexe Java-Anwendungen in umfangreichen Integrations- und Erweiterungsszenarien.

 

Cloud Foundry bietet die Möglichkeit, eigene Entwicklungsumgebungen wie Java, .NET, Node.js oder Python aufzusetzen („Bring your own language“). Dank der Multi-Cloud-Unterstützung für providerübergreifende Anwendungen können Unternehmen den gewünschten Hyperscaler frei wählen. Cloud Foundry unterstützt alle „neuen“, aber noch nicht alle „alten“ Services. SAP schaltet regelmäßig alte Dienste ab bzw. migriert sie auf die neue Umgebung, sodass die zur Verfügung stehenden Services zwischen Neo und Cloud Foundry nach und nach angeglichen werden. Typische Anwendungsfälle für Cloud Foundry sind IoT- und Machine-Learning-Anwendungen sowie Applikationen, die auf Microservices basieren. Als Microservices werden individuelle Dienste bezeichnet, die eigenständig eine bestimmte Aufgabe erfüllen und sich modular mit anderen Diensten zu einer komplexen Applikationssoftware verbinden lassen. Neben den bereits erwähnten Microservices für IoT gibt es weitere Microservices, zum Beispiel für Machine Learning und künstliche Intelligenz oder für die Authentifizierung und das Rollenmanagement.

 

Zwischen nutzungs- und abonnementbasierter Abrechnung wählen

Um die SAP Cloud Platform kennenzulernen und erste Integrations- oder Erweiterungsszenarien umzusetzen, können Unternehmen einen kostenlosen Trial-Account nutzen. Anschließend können sie zwischen zwei Lizenzmodellen wählen. Die nutzungsbasierte Abrechnung wird in Form von Credits abgewickelt. Unternehmen bezahlen nur das, was sie auch tatsächlich in Anspruch nehmen. So lässt sich das Preismodell flexibel an den jeweiligen Bedarf anpassen. Das Estimator Tool hilft bei der Auswahl und Bestellung der Services.

 

Wählt ein Unternehmen die abonnementbasierte Abrechnung, sollte es dafür am besten seinen SAP-Kundenbetreuer kontaktieren, mit dem es auch das übrige Lizenzgeschäft abwickelt. Ein Erweiterungsvertrag lizensiert die gewünschten Dienste auf der SAP Cloud Platform. Der SAP Store gibt einen ersten Überblick zu den Listenpreisen der einzelnen Pakete und Services.