Viele Industrieunternehmen in Deutschland schätzen das Potenzial des Industrial Internet of Things (IIoT) als hoch ein. Dementsprechend möchten 40 % ihre Investitionen in diesem Bereich steigern, während lediglich 18 % planen, ihre Ausgaben zu senken. Diese Zahlen hat die IDC-Studie „Industrial IoT in Deutschland 2021“ ermittelt, an der sich rund 250 industrielle und industrienahe Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern beteiligt haben.
Das Industrial Internet of Things bezeichnet die Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen, Werkzeugen und Produkten zur Erzeugung von Daten, die beispielsweise für Automatisierung und Analysen genutzt werden. Die befragten Unternehmen sehen im IIoT ein wirkungsvolles Instrument, um kurzfristige Herausforderungen besser zu bewältigen, die sich – zumindest teilweise – aus der Covid-19-Pandemie ergeben. 53 % der Unternehmen haben das Ziel, ihre Prozesse zu optimieren und Kosten zu sparen, 47 % möchten auf der Grundlage präziserer Daten bessere und schnellere Entscheidungen treffen. Insgesamt planen knapp zwei Drittel der Befragten künftig neue IIoT-Projekte.
Vor allem von der intensiven Vernetzung mit weiteren Datenquellen in der Produktion sowie mit ERP- und CRM-Systemen versprechen sich die Unternehmen erheblichen Mehrwert. Bei 58 % von ihnen sind die IoT-Plattformen mit anderen IT-Systemen von internen Abteilungen vernetzt, um bessere Einblicke zu gewinnen oder neue Services und Produkte anzubieten. Aber auch die Verbindung nach außen offenbart erhebliches Potenzial. Knapp zwei Fünftel der Nutzer von IoT-Plattformen sind bereits mit externen Innovationspartnern vernetzt, um gemeinsam datenbasierte Geschäftsmodelle zu schaffen.
Edge Computing ist eine wichtige Technologie, um relevante Daten direkt an Endpunkten zu erfassen, zu empfangen und zu verarbeiten. Beispiele für Edge Computing sind die Kommunikation unter Fahrzeugen im Automotive-Bereich und der Einsatz von autonomen Robotern in der Prozessfertigung, die für Menschen gefährliche Prozessschritte übernehmen.
42 % der Unternehmen haben Edge Computing bereits produktiv oder in Pilotprojekten im Einsatz, weitere 29 % planen derzeit entsprechende Pilotprojekte. Mithilfe von Edge Computing erfüllen Unternehmen eine wichtige Voraussetzung, um Teil von Ökosystemen zu werden. Denn sie sind in der Lage, relevante Daten zu erzeugen und über geeignete Lösungen und Schnittstellen mit Partnern zu teilen.
Die zunehmende Verbreitung des Mobilfunkstandards 5G wirkt sich positiv auf das Industrial Internet of Things und die Weiterentwicklung des Edge Computing aus. Die verschiedenen Anwendungsprofile ermöglichen neue Einsatzszenarien, zum Beispiel dezentrale und großflächige Anwendungen mit hohen Performance-Anforderungen oder kleinflächige Anwendungen mit extrem hoher Gerätezahl. Während 13 % der Unternehmen 5G in (Pilot-)Projekten bereits einsetzen, planen 46 %, dies in absehbarer Zeit zu tun.
Obwohl die technologischen Möglichkeiten vorhanden sind, tun sich die Unternehmen momentan noch etwas schwer damit, IoT-basierte Geschäftsmodelle für ihre Kunden zu etablieren. So nutzen beispielsweise viele Unternehmen vorausschauende Wartung bereits für eigene Zwecke, aber nur 27 % haben solche präventiven Services auch schon für Kunden umgesetzt. Die Monetarisierung der eigenen Daten haben 25 % der Unternehmen verwirklicht und Product-as-a-Service-Geschäftsmodelle, bei denen nicht das Produkt selbst, sondern dessen Nutzung verkauft wird, bieten 22 % der Unternehmen. Höher liegen die Zahlen, wenn es um die Planung solcher Geschäftsmodelle für die Zukunft geht. Hier erreicht der Anteil über die verschiedenen Anwendungsfälle hinweg durchschnittlich 37 %.
Für einige Unternehmen war die Corona-Krise durchaus ein Weckruf, um sich stärker mit den neuen Technologien auseinanderzusetzen und auf diese Weise die eigene Widerstandsfähigkeit künftig zu erhöhen. Das Industrial Internet of Things, Edge Computing und 5G sind stabile Grundlagen für innovative Geschäftsmodelle und Services, die selbstständig erbracht oder in Ökosysteme integriert werden können.
In den kommenden Jahren besteht sicherlich eine wesentliche Aufgabe für industrielle und industrienahe Unternehmen in Deutschland darin, solche Ökosysteme zu entwickeln, entsprechende Partnerschaften aufzubauen und allgemein akzeptierte Standards zu definieren. Nur so können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft sichern. Wer die technologischen Voraussetzungen am besten nutzt, verbessert seine Aussicht darauf, die vorhandenen Innovationspotenziale gewinnbringend zu heben.