Dynamische Marktentwicklungen, Fachkräftemangel und demografischer Wandel – die derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Das hat auch auf die Personalarbeit von Unternehmen enorme Auswirkungen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine zielgerichtete, wirkungsvolle Personalsteuerung unabdingbar. Ein leistungsfähiges HR-Analytics-Konzept kann die Personalsteuerung wirksam unterstützen. Dabei gilt es, Aspekte wie Ressourcen, Strukturen, Kosten, Mitarbeiterzufriedenheit und Recruiting zu berücksichtigen. Für diese Themen lassen sich eine Menge Kennzahlen ermitteln. Worauf sollte der Fokus bei der Betrachtung der KPIs liegen? Oder anders formuliert: Welche Schwerpunkte sollte eine zeitgemäße Personalsteuerung setzen?
Personalarbeit und HR Analytics folgen keinem Selbstzweck, sondern zahlen immer auf das Erreichen der Unternehmensziele ein. Entscheidend ist also, dass sich die HR-Strategie – und in der Folge auch die HR-Kennzahlen – an der Unternehmensstrategie ausrichten.
Zunächst sollten die folgenden grundlegende Fragen beantworten werden:
Wie sieht die auf die Unternehmensstrategie ausgerichtete Personalstrategie aus?
Welche Personalziele und Handlungsfelder lassen sich daraus ableiten?
Welche Kennzahlen werden benötigt, um die Personalziele zu erreichen?
Strebt das Unternehmen ein schnelles Wachstum an, rücken die Themen Recruiting und Mitarbeiterbindung in den Mittelpunkt. Befindet sich das Unternehmen hingegen in einer Phase der Konsolidierung und Profitsicherung, liegt der Fokus eher auf der Optimierung der Personalstruktur. Unabhängig von der Strategie und der jeweiligen Marktsituation existieren bestimmte Schwerpunktthemen, mit denen sich alle Unternehmen auseinandersetzen sollten und auf die HR Analytics maßgeblich einzahlt.
Die Handlungsfelder im HR-Bereich ergeben sich aus der übergeordneten Personal- und Unternehmensstrategie.
Der Fachkräftemangel und die veränderten Erwartungen von Mitarbeitenden bedeuten für Unternehmen eine besondere Herausforderung. Um im Wettbewerb um Talente erfolgreich zu sein und die Mitarbeiterbindung zu stärken, ist eine hohe Attraktivität als Arbeitgeber von essenzieller Bedeutung. Unternehmen sollten sich durch Glaubwürdigkeit Wachstumschancen sichern und durch eine positive Kommunikation der eigenen Werte die Attraktivität bei der Bewerberzielgruppe steigern.
HR Analytics leistet hierbei einen wichtigen Beitrag, indem es die Erwartungen und Bedürfnisse der Zielgruppe analysiert. Wichtig ist, den Blick sowohl auf die interne als auch auf die externe Wahrnehmung zu richten – einerseits durch Mitarbeiterbefragungen und Feedback-Prozesse, andererseits durch die Analyse externer Plattformen wie kununu. Auf diese Weise lassen sich Eigen- und Fremdwahrnehmung vergleichen und Maßnahmen ableiten, um die eigene Arbeitgeberattraktivität kontinuierlich zu steigern.
Die Themen Environmental, Social & Governance (ESG) und Nachhaltigkeit sind bereits jetzt in ihrer Bedeutung für Unternehmen kaum zu überschätzen. In den kommenden Jahren wird ihre Wichtigkeit noch einmal zunehmen. Investoren berücksichtigen ESG-Kriterien immer stärker bei der Entscheidung über ihre Anlagestrategien. Arbeitskräfte legen Nachhaltigkeitskriterien immer häufiger bei der Auswahl ihres künftigen Arbeitgebers zugrunde.
Welche Rolle spielen die Personalsteuerung und HR Analytics in diesem Zusammenhang? Soziale Belange und gute Unternehmensführung sind wichtige Bestandteile von ESG und Nachhaltigkeit. Es geht also um Themen wie Vielfalt und Inklusion, Aus- und Weiterbildung, Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit und nicht zuletzt Gehaltsgleichheit. Für die Beurteilung sind Kennzahlen aus den verschiedenen genannten Handlungsfeldern relevant. Und es wird wichtig sein, dass die Kennzahlen prüfungssicher sind, wenn sie beispielsweise einem Wirtschaftsprüfer vorgelegt werden.
In vielen Personalabteilungen ist eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme im Einsatz, um die unterschiedlichen Anforderungen zu erfüllen. Das führt zu erheblichen Aufwänden und Herausforderungen, was die Konsolidierung und die Qualität der jeweiligen Daten für ein zuverlässiges Berichtswesen betrifft. Weil sie historisch gewachsen sind, werden die Aufwände häufig nicht hinterfragt. Um Entscheidungen jedoch zuverlässig und auf der Basis von schnell zur Verfügung stehenden, validen Daten treffen zu können, ist ein modernes Personaltool mit ausreichenden Analysefunktionen erfolgskritisch und unerlässlich.
Die Mitbestimmung der Mitarbeitervertretung gilt zu Recht als äußerst sensibles Thema. Das führt regelmäßig dazu, dass bestimmte Maßnahmen nicht angegangen oder gegenüber der Mitarbeitervertretung nicht ausreichend kommuniziert werden. Damit begehen Unternehmen jedoch einen Kardinalsfehler, der unbedingt zu vermeiden ist.
Denn die Verarbeitung von personenbezogenen (Mitarbeiter-)Daten ist grundsätzlich nicht verwerflich. Wichtig ist, dass die Erhebung und die Verarbeitung datenschutzkonform und zweckgebunden erfolgen. Der Einsatz moderner Personalsysteme und ein verlässliches Datenschutzkonzept stellen den Datenschutz sicher. Die Zweckbindung ergibt sich aus der beschriebenen sauberen Herleitung des Zwecks aus den Unternehmens- und Personalzielen.
Eine Personalsteuerung kann nur erfolgreich sein, wenn die HR-bezogenen Ziele im Einklang mit der übergeordneten Unternehmensstrategie stehen. Die Personalabteilung muss die strategischen Ziele des Unternehmens in ihre Personalziele übersetzen und daraus wirkungsvolle Maßnahmen ableiten, um die Ziele zu erreichen. Gerade Nachhaltigkeitsziele werden in Zukunft noch stärker in den Vordergrund rücken. Daher sollten Unternehmen sie im Rahmen ihrer Personalsteuerung frühzeitig in den Blick nehmen. Insgesamt werden die Anforderungen im Bereich der Personalsteuerung weiter steigen – und mit ihnen die Bedeutung von HR Analytics, um die Herausforderungen im Sinne des Unternehmenserfolgs zu bewältigen.